Bericht

Klassiker im Alltag: der Bericht

Die informierende Darstellungsform des Berichts enthält verschiedene Aussagen, Zusammenhänge und Hintergründe, die bei der Nachricht und der Meldung ausgespart wurden. Bei dieser journalistischen Darstellungsform werden gerne auch mehrere Personen zitiert, die einen Teil der Geschichte selber erlebt haben oder eine fachkundige Meinung dazu abgeben können. Insofern unterscheidet sich der Bericht im Aufbau und der Sprache von der Nachricht und nicht in Länge und Inhalt.

 

Textbeispiel:

 

Drehort München – das rollende Kino

 

Ein neues Angebot der Film Commission Bayern zeigt München von seiner filmischen Seite. In einem umgebauten Bus sind die Passagiere unterwegs zu Münchner Drehorten. Während der Fahrt werden Filmausschnitte gezeigt und von einem ausgebildeten Historiker als Tourguide kommentiert.

 

Rings um den Brunnen am Geschwister-Scholl-Platz liegen kleine dreckige Schneehaufen. Julia Jentsch alias Sophie Scholl biegt mit dem Koffer voller „Weiße Rose“-Flugblätter um die Ecke, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Jetzt fröstelt es auch die Gäste der neuen Videobustour „Das rollende Kino“. Obwohl sie im Warmen sitzen, wissen sie, wie der Film ausgeht. Soviel Sophie Scholl wird aber gar nicht gezeigt, der umgebaute Reisebus setzt sich in Bewegung und lässt einen völlig schneefreien Geschwister-Scholl-Platz hinter sich.

 

Das neue Angebot der Film Commission Bayern zeigt München von seiner filmischen Seite. Auf dem Weg zur Staatskanzlei wird entsprechend „Entscheidung vor Morgengrauen“ (1950) angespielt. München liegt noch in Trümmern, Häuserruinen ragen in die Luft. Vom Bus aus sieht man gepflegte Fassaden und perfekt asphaltierte Straßen. Vor der Staatsoper bleibt der Bus länger stehen, „Monaco Franze“ aus dem Jahr 1983 diskutiert mit seiner Liebsten auf der Treppe vor dem Opernhaus. Direkt danach wird Susanne enttäuscht auf der gleichen Treppe stehen gelassen. Ihr Date hat eigentlich eine Susanna erwartet („Shoppen“ 2006).

 

Im Bus wird es langsam gemütlich warm, große Lust auszusteigen hat keiner. Muss auch keiner. Dafür werden weitere gut gewählte Filmszenen gezeigt, Hintergrundinformationen gegeben und schon fährt der umgebaute Bus der österreichischen und Schweizer Fußball-Nationalmannschaft zum nächsten Drehort und damit zum nächsten Filmausschnitt. Über den Marstallplatz („Luther“ 2003) geht es über „Go Trabi Go“ zum Viktualienmarkt, wo Herbert Achternbuschs „Gespenst“ auf dem Viktualienmarkt um Fäkalien für die Polizei bittet. Draußen, vor den Busfenstern, herrscht reges Treiben und die Ampel ist lange genug rot, um sich genau umzusehen: Weit und breit keine lebendig gewordene Heiligenfigur. Die Verschmelzung von Film und Realität hat geklappt.

 

Der nächste Stopp ist am St. Jakobs Platz, wo Roberto Rosselini 1954 „Angst“ gedreht hat. Das Orag-Haus steht nach wie vor und der gesamte Bus tuschelt über den Früher-heute Vergleich. Über die Sonnenstraße geht es zum Stachus („Männer“ 1985), zum Hauptbahnhof („Rama Dama“, 1991) und nach Schwabing („Zur Sache, Schätzchen“, 1968).

 

Es ist anheimelnd in den weichen Sitzen, fast möchte der Fahrgast mehr Film und weniger Erklärung auf sich einrieseln lassen. Die Videobustour wird deswegen wahrscheinlich eher diejenigen ansprechen, die sich schon immer mal Münchens Drehorte ansehen wollten und die es wirklich interessiert, welcher Abschnitt von „Anatomie“ (2000) in der Technischen Uni München und welcher in Heidelberg gedreht wurde.