Interview

Frage-Antwort: das Wortlaut-Interview

Das Interview ist im Grunde eine Frage-Antwort-Runde zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Person. Dabei ist die Herausforderung für den Interviewer, alle Fragen zu stellen und parallel darauf zu achten, ob die Antworten des Interviewten auch verständlich sind und nicht vom Thema abkommen.

 

Es gibt sogenannte offene und geschlossene Fragen. In sich geschlossene Fragen kann man mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantworten, offene Fragen geben dem Interviewten eine große Freiheit bei seiner Antwort. Beide Fragearten können in einem Interview vorkommen und sich ergänzen. Vor einem Interview muss der Journalist mit dem Interviewpartner abstimmen, über welches Thema gesprochen wird, wo man sich trifft und wie lange es dauern wird.

 

Wichtig: Die goldene Regel für Interviews lautet: Gehe niemals unvorbereitet in das Gespräch! Also vorher immer noch aus unabhängigen Quellen Wissen anlesen.

 

Textbeispiel:

Interview: „Wir können nicht mehr als reden“

Der Verband der Familienunternehmer ASU feiert in diesem Herbst sein 60-jähriges Bestehen. Im Landesverband Bayern sind rund 550 Familienunternehmer zusammengefasst. Deutschlandweit beschäftigen rund 5 000 Unternehmer um die zwei Millionen Mitarbeiter.

Als große Stärke des Verbands bezeichnet der bayerische Landesvorsitzende Werner Kasprowski, 69, die Kontakte zu den Parteien. Sein Dauerziel: die politische Verbesserung mit den Maximen Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und vor allen Dingen verantwortungsvolles Unternehmertum.

 

60 Jahre Familienunternehmer ASU in Bayern - auf was blicken Sie zurück?

Kasprowski: Seit der Gründung 1949 haben wir uns zum ernsthaften Gesprächspartner und Berater auf politischer Ebene entwickelt. Wir setzen uns auch für unsere 30 000 Mitarbeiter in Bayern ein und versuchen, gesellschaftspolitische Ziele für sie anzustoßen.

 

Wie waren und sind denn die konkreten Ziele?

Kasprowski: Wir fordern ein Schulsystem, das ähnlich wie in Finnland durch Förderung kein Kind durchfallen lässt, und dass somit das Bildungsdefizit erheblich verringert wird…

Des Weiteren ist es dringend notwendig, die Subventionen für die Industrie zu streichen und das Geld für die Bildung zu verwenden.

 

Was machen Sie beispielsweise hierfür?

Kasprowski: Wir beraten in Bildungsausschüssen und stehen natürlich mit den Bildungsministerien in Kontakt. Außerdem fordern wir mehr individuelle Förderung im Schulsystem, um dem Facharbeitermangel entgegenzuwirken, denn Familienunternehmer brauchen Fachleute und keine schlecht ausgebildeten Praktikanten. Drittens befürworten wir eine Gesetzgebung, die die Unternehmenssteuer umverteilt, so dass die Substanz in Unternehmen erhalten wird.

 

Wie soll das geschehen?

Kasprowski: Ideal wäre meiner Meinung nach, das Abschmelzmodell, also die Regelung zur Betriebsübertragung im Erbfall, abzuschaffen und eine Pauschalsteuer einzuführen.

Ein weiterer Punkt ist die Reform der Arbeitsnebenkosten. Die Abzüge der Bruttolöhne sollten von heute 39 bis 48 Prozent auf maximal 30 bis 35 Prozent gesenkt werden. Ich betone aber, dass damit die Mitarbeiter entlastet werden sollen.

 

Sie haben ja gute Kontakte zu fast allen Parteien …

Kasprowski: Ja, aber wir können auch nicht mehr als reden.

 

Ist die ASU also ein zahnloser Tiger unter den Lobbyisten?

Kasprowski: Wir würden uns gar nicht als Lobbyisten bezeichnen. Zudem sind wir mit einem bundesweit erzielten Umsatz von 300 Milliarden Euro eine Wirtschaftsgröße.

 

Aber die Familienunternehmer haben doch wenig Einfluss?

Kasprowski: So kann man das nicht sagen, immerhin sitzen wir in vielen Gremien, darauf sind wir auch stolz. Gerade in der Krise haben die Parteien die Familienunternehmer als wirtschaftlichen Stabilisator entdeckt.

 

Wie sieht es denn in Bayern derzeit aus?

Kasprowski: Die Familienunternehmen sind durch die Wirtschaftskrise weniger bedroht, weil wir beispielsweise keinen Managern mit entsprechenden Gehältern die Unternehmen überlassen. Familienunternehmer haften ja persönlich. Aber natürlich stecken trotzdem viele in der Kreditklemme und haben einen erheblichen Auftragsschwund zu verzeichnen.

 

Hat sich denn hinsichtlich der Familienunternehmer etwas geändert?

Kasprowski: Die Einstellung und das Bewusstsein sind jetzt besser als noch vor ein paar Jahren. Familienunternehmen werden eben selten von Hedgefonds aufgekauft und zerstört. Aber natürlich gibt es Einzelne, die ihre Firma an große Finanzgesellschaften verkaufen.

 

Sie sind jetzt ja 69 Jahre alt, haben Sie die eigene Nachfolge denn schon geregelt? Steigen Ihre Kinder ein?

Kasprowski: Erstmal nicht, dafür sind sie noch zu klein, aber meine Mitarbeiter werden das weiterführen, was ich aufgebaut habe. Nachfolge ist eines der wichtigsten Themen überhaupt, da muss ich ja mit gutem Beispiel vorangehen.

 

Das Gespräch führte Jennifer Bligh.